Freitag, 27. August 2010

Ex-Punk mit Piratenherz

Französischsprachige Popmusik fand bisher ja eher selten ihren Weg auf den MP3-Player des durchschnittlichen, deutschen Musikfans.
Das mag vielleicht daran liegen, dass man die Musik unserer Froschschenkel-knabbernden Nachbarn lange Zeit mit Je-t'aime-hauchendem Lolita-Pop assoziiert hat.
Doch spätestens seitdem Camille, Sandrine Kiberlain oder Françoiz Breut bewiesen haben, dass sie weitaus mehr sind, als eine flüsternde, Créme-Brulée-zubereitende Männerfantasie, sollte man das besser wissen.

Auch die Frankokanadierin Béatrice Martin alias Coeur de Pirate gehört zu der neuen, emanzipierten Riege der Künstlerinnen, die sich genre-technisch dem so genannten Néo-Chanson zuordnen lassen.
Bereits vor drei Jahren erschien ihr selbstbetiteltes Debütalbum in ihrem Heimatland, bevor es letztes Jahr auch in Frankreich veröffentlicht wurde - beide Male war sie damit sehr erfolgreich. Seit letzter Woche gibt es das Album Coeur de Pirate auch bei uns.

Obwohl Martin ihre rebellische Jugend und Punkband-Vergangenheit hinter sich gelassen hat, kann sie sich noch nicht ganz davon loslösen. Nicht nur, dass ihr Körper ein bunt-tätowiertes Gesamtkunstwerk ist, auch in den Texten der 20-Jährigen steckt viel (Piraten)herz.
Inspiration dafür waren, wie sie selbst sagt, zerbrochene Liebesbeziehungen.
"Das war der Moment, als ich anfing, Lieder zu schreiben.
Die meisten meiner Texte auf dem Album handeln von Rache." - das erklärt vielleicht auch den Titel des Stückes Pour Un Infidèle, was übersetzte bedeutet: "Für einen Untreuen".

Martins Musik lebt von klaren, strukturierten Klängen und der Konzentration auf das Wesentliche - auf ihre Stimme und (in den meisten Songs) auch ihr Klavierspiel, welchem sie übrigens bereits seit ihrem dritten Lebensjahr nachgeht.
Bleibt nur noch zu hoffen, dass sie sich auch in Zukunft häufiger an dem ein oder anderen rächen möchte.






Mittwoch, 25. August 2010

Harrys Gym - Old Man

!!! - Strange Weather, Isn't It?

Seit vorgestern gibt's das neue !!! Album.
(ausgesprochen wird das übrigens Chk Chk Chk)

Getauft auf den Namen Strange Weather, Isn't It?, entstand die Scheibe zu einem Viertel auch in Berlin. Vielleicht passt der Titel deshalb so gut, um hierzulande die momentane Wetterlage zu beschreiben. Laut des Sängers Nic Offer hatte vor allem die Berliner Szene-Atmosphäre großen Einfluss auf den Entstehungsprozess.
Lange Nächte im Berghain sollen ihr Übriges dazugetan haben.

Von vielen bereits als Abum der Woche gehyped, kann ich die Euphorie nach mehrmaligem Hören nicht wirklich nachvollziehen – zumindest nicht in diesem Maße.
Obwohl einige Titel wie AM/FM, Wannagain Wannagain, Even Judas gave Jesus a Kiss oder Steady as the Sidewalk Cracks auf jeden Fall hörbar, sowie tanzbar sind, bezweifele ich, dass !!! mit dem neuen Album auch den letzten Körperklaus auf die Tanzfläche locken kann. Ebenso scheint mir die Möglichkeit, die Frequenz auf der man angeblich Berlin heraushören soll, wahrzunehmen, nicht vererbt worden zu sein.

Wer sich selber ein Bild machen will, kann sich "Strange Weather, Isn't It?" hier anhören.

Montag, 23. August 2010

Runway Music

Was Frau wohl hört, während sie bei D&G über den Catwalk läuf?
Von Titeln wie Razorlight's Stumble and Fall ist wohl abzuraten.











Fotos: D&G
Fall 2010
via Style.com

Sonntag, 22. August 2010

Cee-Lo Green - F**K YOU

„It’s called F**K YOU because he says it a lot”.
Vom Titel sollte man sich also nicht verunsichern lassen - ab und zu muss das Kind auch einfach mal beim Namen genannt werden.

Nach dem erfolgreichen Projekt Gnarls Barkley, hinter welchem er (gemeinsam mit Danger Mouse) steckt, ist Cee-Lo zur Zeit auch mal wieder solo unterwegs.
Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt!

In Kürze soll es ein offizielleres Video zu F**K YOU geben.
Cee-Lo's neues Album The Lady Killer erscheint Anfang Oktober.


Cee-Lo - Fuck You

Samstag, 21. August 2010

Bonaparte - Boycott Everything

»Bei ›Boycott Everything‹ geht es ja um eine Genesis1-Pappwelt – Do it yourself! Im Video wird der do-it-yourself-Gedanke aber zum Voyeursgedankenspiel: Du kannst nicht ich sein, aber zusammen können wir wir sein. Du bist Du und ich bleibe ich … Aber Vorsicht: Es gibt immer wieder Risse zwischen uns. Die Leitungen brechen ab, man kriegt die Verpackung des anderen nicht auf oder aber die Post hinterlässt nur eine Nachricht: Das Paket ist nicht angekommen! Dabei war doch darin der DIY-Bausatz aus dem Hause Amazon verpackt! Will sagen: Bei allem DIY braucht man ganz schön viele andere zum DIY sein. Und ist man dann gerade mal ganz allein, wird man plötzlich erst recht totally horny.«


Alles klar? Wenn nicht, macht das nichts.
Bonaparte stellen in der Regel ja eher selten den Anspruch an sich, von der Welt verstanden zu werden. Daher sollte man den tieferen Sinn auch als "versunken" akzeptieren und das neue Video einfach gut finden...


Bonaparte - Boycott Everything

Freitag, 20. August 2010

The Very Best Of #3

Supermarket Videos!


Wer schon mal eins dieser höchst anspruchsvollen Frauen-Modeheftchen zwischen die Finger bekommen hat (Ja, „im Wartezimmer“ oder „beim Frisör“ kann man als Entschuldigung durchgehen lassen), wird vielleicht nachgelesen haben, dass der Supermarkt ja angeblich der perfekte Ort sein soll, um den Partner fürs Leben zu finden.
Ein Blick auf den Inhalt des Einkaufswagens soll reichen, um zu erkennen, mit welcher Art von Mensch man es zu tun hat – und Liebe geht ja bekanntlich sowieso durch den Magen.

Das Einzige, was in meinem Supermarkt im Entferntesten für ein wenig romantische Stimmung sorgen könnte, ist das leicht gedimmte Licht, denn zu keiner Tageszeit gelangt auch nur der kleinste Sonnenstrahl in das Innere der Ladens.
Dieses Mekka für alle No-Name-Konsumartikel-Fans (welches im Übrigen auch am Sonntag bis 22h geöffnet ist!) befindet sich unter der Erde – in einem Berliner U-Bahnhof, der sicherlich in keinem Reiseführer das Prädikat „sehenswert“ erhält.

Es wundert also kaum, dass sich das Erscheinungsbild der Kassierer als „irgendwas zwischen ungepflegt und untot“ beschreiben lässt. Daher können sie wahrscheinlich sowieso weder mit Frischluft, noch mit Tageslicht viel anfangen - mit Knoblauch scheint es aber kein Problem zu geben.
Man wird in dieser Hinsicht also eher kein Remake von MSTRKRFTs Heartbreaker mit mir und meinem Stammkassierer in den Hauptrollen erleben.

Wenn ich mal die Einkaufswagen meiner Mit-Kunden so ausspioniere, beinhalten diese oftmals ausschließlich Hochprozentiges, oder es türmen sich Berge aus ungesunden Zuckerbomben und Acrylamid-Transporteuren.
Auf ein erstes Date mit billigem Kräuterschnaps oder Pommes Rot-Weiß verzichte ich somit also lieber.

Obwohl der Flirtfaktor in meinem Lieblings-Supermarkt eher bei unter null liegt, werde ich ihm auch in Zukunft treu bleiben.
Nach Verlassen kommt man sich jedes Mal irgendwie so „normal“ vor.


Nerina Pallot - Everybody's gone to War



MSTRKRFT - Heartbreaker



Thrice - Digital Sea (Andreas Gursky lässt grüßen!)

Sonntag, 15. August 2010

Bonjay - Stumble



"Meant for getting low"

"Reggae/Electro/Dancehall/Indie/R&B" aus Toronto.
Stumble ist die erste Auskopplung aus Bonjay's neuem Mini-Album Broughtupsy, das im September erscheint.

Samstag, 14. August 2010

The Very Best Of #2

... fashionable Music!

Dass eine Symbiose von Musik und Mode (trotz idealistischer Differenzen) nicht zwangsläufig abwegig sein muss, ist nicht erst bekannt, seitdem die Paarung von Models und Rockstars zum Trend geworden ist, oder Lady Gaga (erfolgreich) mit extravaganten Outfits von ihrem meist mittelmäßigen Retortenpop abzulenken versucht.

Diese Auffassung teilt auch die wahrscheinlich werbelastigste Modezeitschrift Deutschlands – die Vogue. Unter dem Motto „Fashion rocks!“ kann man in der aktuellen Ausgabe Fotostrecken mit Künstlern wie Nicolai Tokarev, Jan Delay oder Nneka bewundern, im Interview nachlesen, wie Mick Jagger 1971 zum Steuerflüchtigen wurde, oder einen Blick auf die Kolonialstil-Einrichtung in Kid Rock’s Strandvilla werfen.

Dass das Zusammentreffen von Musik und Mode funktionieren kann, beweisen (jedes auf seine Art) auch die folgenden Videos:





The White Stripes - I Just don't know what to do with myself
feat. Kate Moss


SomethingALaMode - RondoParisiano feat. Karl Lagerfeld




Tilly and the Wall - Beat Control

Donnerstag, 12. August 2010

Adventures in Barbieland

Die Seltsamkeit von Adventures in Barbieland lässt sich vielleicht noch am einleuchtendsten mit einer Art Kompensation der deprimierenden Dunkelheitsphase Norwegens rechtfertigen.

Der 10-Minütige Kurzfilm von Andreas Nilsson visualisiert den Zusammenschnitt von sechs (aus neun) Titeln des neuen Röyksopp Albums Senior, das Mitte September erscheint.

Für das Video ließen Svein Berge und Torbjørn Brundtland eine Verwandlung in ältere Herren über sich ergehen – angeblich soll diese Idee einem Traum entsprungen sein.

Dass die letzten 2-einhalb Minuten eine Art detaillierte Barbiepuppen-für-Anfänger-Schulstunde zeigen, wundert einen fast gar nicht mehr, nachdem Torbjørn selber irgendwie aussieht, wie der Opa von Chucky - der sympatischen Mörderpuppe.
Der Titel The Drug ist bereits als Stream verfügbar (siehe unten).




The Drug

Dienstag, 10. August 2010

Safety Dance

Zwei Legenden - zwei Versionen ;)

Und besser als das Original von Men Without Hats sind beide.





Montag, 9. August 2010

Interview

Vor einigen Tagen sprach Incubus' Frontman Brandon Boyd im Interview mit ARTISTdirect über sein erstes Soloalbum The Wild Trapeze.

Für alle Lesefaulen gibt's jetzt auch das dazugehörige Video.

Sonntag, 8. August 2010

"Oh Gott - ALLES ist doch kein Musikgeschmack."

Amen.

Im Grunde hat man sich ja schon an das gesellschaftliche Phänomen gewöhnt, dass einem das Gefühl gegeben wird, sich selber in eine Schublade setzen zu müssen - vor allem was den eigenen Musikgeschmack angeht:

Wer sich eine Handvoll Metall durch die Gesichtshaut hat stochern lassen, der kann sich nur selten eine Regina Spektor Platte ins Regal stellen, ohne im Zweifelsfall behaupten zu müssen: "die gehört meiner Schwester." -
und in wessen iTunes Bibliothek auf Justice direkt Justin Timberlake folgt, kann das Grundprinzip der Genre-Zugehörigkeit nun wirklich nicht verstanden haben.
Innerlich, wie Äußerlich muss man sich heutzutage monogam zu einer musikalischen Religion bekennen. Konvertieren? Löst in der Regel Stirnrunzeln und Wackel-Dackel ähnliches Kopfschütteln aus.

Ok, vielleicht ist das etwas zu übertrieben formuliert. Aber im Großen und Ganzen ist es doch schon so, dass man sich zumindest grob auf einen Stil festzulegen hat, ansonsten darf man sich nach allgemeinem Verständnis nicht als echten "Fan" bezeichnen.

Ich für meinen Teil, gebe an dieser Stelle gerne zu, dass in meiner iTunes Bibliothek nicht nur Justin auf Justice folgt, sondern auch Mumford & Sons nach MSTRKRFT angezeigt wird. Es ist mir auch egal, dass in meinem Schuhregal ausgelatschte Chucks neben silbernen Adidas High-Tops stehen oder dass ich ab und zu auch mal zu Yelle durch die Wohnung tanze, bevor ich in überfüllten Clubs zu elektronischen Beats in den Morgen feier.

Die Frage, was ich so für Musik höre, wäre für mich schwieriger zu beantworten, als die, was ich NICHT höre.
Zwar wäre meine Antwort sicher nicht "alles", aber eine gewisse räum- und zeitliche Eingrenzung wäre für eine präzise Aussage schon hilfreich.
Denn ich für meinen Teil höre eindeutig mehr nach Stimmung, als nach festgelegtem Genre.
Bevor also mein Frühstücks-Ei von zu viel metalligem Gitarren-Geschrammel am Morgen zurück in die Schale hüpft, spar ich mir das für eine weniger unchristliche Tageszeit und leg dafür morgens lieber meine Regina Spektor Platte ein.

Achja: und selbst mit einer Handvoll Metall im Gesicht würde ich nicht versuchen, die gute Regina auf meine nicht-existente Schwester schieben.

Mittwoch, 4. August 2010

Sean Bones - Dancehall



Musikalisch ist Sean Bones eher leichte Kost -
und gerade deswegen auch genau richtig, um die letzten Tage vor dem Beginn der Semesterferien zu überstehen. Wird auch mal Zeit!

Dienstag, 3. August 2010

The Very Best Of

Stop Motion!

Anbei mal eine kleine Auswahl der besten Musikvideos, die ausschließlich aus aneinander gereihten Momentaufnahmen bestehen:


F.an - Two Minutes



Oren Lavie - Her Morning Elegance



Plan B - No Good

Sonntag, 1. August 2010

Und täglich grüßt das Murmeltier

„Du kommst mir irgendwie bekannt vor!“

Nein, das ist nicht mein Vorschlag für den einfallslosesten Anmachspruch, den sich die männliche Hälfte der Weltbevölkerung jemals ausgedacht hat. Obwohl dieser, ohne Zweifel, große Chancen auf den Siegertitel hätte.

Es geht vielmehr um ein Phänomen, das laut Hirnforschung 97% aller Menschen bereits erlebt haben sollen: ein Déjà-vu.
Man hat das Gefühl, dass einem der Moment, in dem man steckt, irgendwie bekannt vorkommt.

Während manch einer das vielleicht mit einem früheren Erdenleben erklärt, ist sich die Medizin bis heute noch nicht ganz einig darüber, wie so ein irritierender Moment überhaupt zustande kommt.
Eins steht jedoch so gut wie fest: es soll etwas mit der zeitversetzten Verarbeitung von Informationen beider Hirnhälften zu tun haben.
So weit so gut – haben wir wieder alle was gelernt.

So eine Art Déjà-vu Erlebnis hat man ja auch gerne mal, wenn es darum geht, sich in neue Songs einzuhören – irgendwie kommt einem manchmal der ein oder andere Achter bekannt vor.
Im Falle, dass man seinen Gehörgang mit Bushido Tracks malträtiert, kann das daran liegen, dass die Hälfte einfach schlecht gemopst ist.
Aber auch sonst ist das ja irgendwie kein Wunder. Bei der Sintflut an neuen Tonfolgen, mit denen uns die mehr oder weniger begabten Musikschaffenden dieser Welt bereichern, kann es schonmal Ähnlichkeiten geben.

Erst gestern hatte auch ich wieder so ein Kennste-doch-Erlebnis, als ich mir nochmal das Video zu Janelle Monae‘s Tightrope angeguckt hab.
Vielleicht lag’s an der ungewöhnlichen Vogelnest-Frisur, denn auf einmal kam mir das Bild von silbernen Doc Martens in den Kopf. Der Datenkrake Google sei Dank, war das Video, an das ich dachte, auch schnell gefunden – und Noisette ist seit dem wieder auf meiner Favoriten-Playliste.


Noisette - Never Forget You




Janelle Monae - Tightrope (ft. Big Boi)