Montag, 20. Juni 2011

Jona:S im Frannz Club (15.06.2011)



Es ist Mitte der Woche und die überfüllte M10 hat ausgerechnet an diesem Tag mal wieder eine Betriebsstörung.
Da man wie gewohnt kaum ein Wort von der genuschelten Ansage des gelangweilt klingenden Tramfahrers verstehen kann, steige ich mit allen anderen aus und nehme die Verfolgung auf: dem Großteil meiner leicht entnervt dreinblickenden Mitfahrer hinterher, über die Ampel und auf eine bereitstehende Straßenbahn zu.
Die Tram-Tür geht schon zu, doch ich ignoriere das Warnlicht und springe in letzter Sekunde spontan hinein.
Ausnahmsweise zahlt es sich aus, einfach mal ein paar Fremden hinter zu watscheln, wie das Küken der Ente: ich sitze in der richtigen Ersatzbahn. Um meine Sitznachbarn nicht zu irritieren, unterlasse ich zufriedenes Quaken und steige ohne weitere Zwischenfälle vor der Kulturbrauerei aus. BVG, Olé!

Kaum zwanzig Minuten und ein Mädchen-Bier später, stehe ich im noch überschaubar bevölkerten Frannz Club.
Der leicht apathisch wirkende Support-Act Thomas Azier fährt sich zum mittlerweile unzählbar wiederholten Mal durch den blonden Dandy-Haarschnitt, was das Kreuz, das an seinem Kreolen-Ohrring hängt, andauernd zum Auf- und Abschwingen bringt.
Der zuständige Techniker scheint die Anlage auf eine Bestandsprobe stellen zu wollen. Trotz Serviettenstück im Ohr, geht der bis zum Anschlag aufgedrehte Bass ganz schön auf’s Trommelfell – dafür aber auch in Mark und Bein, was es fast unmöglich macht, Füße und Gesäß still zu halten.
Das Gehörte erinnert mich an den Sound von LaRoux, dem man in jeder Hinsicht eins draufsetzen wollte: Mehr Nachdruck, mehr Beat als Lyrik und noch übertriebeneres Zelebrieren von elektronischen Klängen.
Das Gesehene wirkt ein wenig wie Bewusstseinserweiterung in Echtzeit.
Nach einer Hand voll Stücken, verabschiedet sich der Mann in Röhren-Jeans, schneeweißem Feinrippunterhemd und 80er-Jahre Jäckchen.

Bühne frei für den Main-Act: die Jungs von jona:S.
Mittlerweile hat sich in der Location eine annehmbar große Menge an Menschen versammelt. Ich bin erleichtert, dass die Parfümwolke, die das Mädchen, das sich mittlerweile neben mir platziert hat, umgibt, den unangenehmen Schweißgeruch, den mein Vordermann absondert ein wenig übertüncht.
Gewohnt lässig, präsentieren die fünf Gießener eine Stunde lang längst bekannte Stücke, sowie ganz neue Songs aus dem am vergangenen Freitag (17.06.) erschienen Album "Grau".
Wie man sich die Musik von jona:S vorstellen darf?
Ich nenne es mal ganz frei "Hip-Pop". Melodien, die in’s Ohr gehen, hier und da wird ein wenig gerappt und absolut kein Blatt vor dem Mund.
Als das letzte Lied angekündigt wird, hat sich mindestens die Hälfte der anwesenden Frauen bereits ein kleines bisschen in den Sänger Jonas verknallt. Alles tanzt, will noch "Mehr, Mehr" und bekommt den Song schließlich auch als Zugabe obendrauf.
Ich trete den Heimweg an, fühle mich irgendwie "elektrisch" und fahre vorsichtshalber lieber mit dem Bus.

Zur Webseite von jona:S kommt ihr HIER.



jona:S - Grau


jona:S - Elektrisch


jona:S - Mehr, mehr

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