Freitag, 23. Juli 2010

Zu viel künstlerische Freiheit?

Das neue Album M A Y A von der guten M.I.A. wurde ja schon lange vor Erscheinungsdatum heiß diskutiert. Auch ich hab's (knapp zwei Wochen nach Veröffentlichung) endlich mal geschafft, den LongPlayer vollständig durchzuhören.

Vor allem das Video zum Titel Born Free bot bereits im Vorfeld viel Stoff zur Diskussion.
Der neun (!) minütige Clip von Romain Gavras ist durchaus nichts für schwache Nerven - man sollte sich auf blutverspritzende Kopfschüsse und durch die Gegend fliegende Gliedmaßen gefasst machen.
Von der Öffentlichkeit als 'gewaltverherrlichend' degradiert, hat selbst YouTube das Video von seiner Plattform verbannt.

Die britische Tamilin, die mit bürgerlichem Namen Mathangi 'Maya' Arulpragasam heißt, wollte selber nie wirklich viel zu dem Thema sagen, rechtfertigt sich aber damit, dass man Gewalt nicht unter den Teppich kehren sollte:
"Wenn wir Gewalt sehen, schweigen wir normalerweise. Es scheint, als ob niemand etwas dagegen tun kann. Die Vereinten Nationen nicht. Und das ganze Geld nicht. Google nicht und selbst Gott nicht."
M.I.A., die ja nicht selten in ihren Texten mit politischen Statements polarisiert, bleibt ihren Ansichten treu. Nicht nur Born Free, sondern auch einige andere der 12 Tracks umreißen das Thema in ähnlicher Weise.

Irgendwie fragt man sich aber doch, wieso bei einem Videoclip, wie dem zu Born Free, so ein unglaublicher Aufriss veranstaltet wird, wenn man schon fast in jeder herkömmlichen Actionkomödie ähnlich viel Mord und Totschlag auf's Brot geschmiert bekommt.

Wer sich auch vom neuen Album (wieder einmal) viel tanzbare, manchmal schon poppig angehauchte Dub-Sounds versprochen hat, wird fast enttäuscht. Musikalisch ist M A Y A durchaus erstmal schwere Kost.
M.I.A.s Stimmchen wird häufig von aggresiven, kratzig-schrammelnden, bis hin zu quietschig klingenden Tönen und motorsägen-ähnlichen Geräuschen untermalt.
In der Medizin könnte man M A Y A durchaus als eine akute Gefahrenquelle für akkustische Epilepsie bezeichnen.

Allerdings muss man zugeben, dass sich, nachdem man die erste, leichte Konfusion verdaut hat, das Gehör (nach mehrmaligem Betätigen der Replay-Taste) durchaus an die neuen M.I.A.-Tracks gewöhnen kann. Vor allem Songs wie Teqkilla erinnern an ihre früheren Sounds.
Mit erhöhter Abspielfrequenz wird M A Y A durchaus sehr gut hörbar.

Tracklist:
#1 The Message
#2 Steppin' Up
#3 XXXO
#4 Teqkilla
#5 Lovalot
#6 Story Told
#7 It Takes A Muscle
#8 It Iz What It Iz
#9 Born Free
#10 Meds and Feds
#11 Tell Me Why
#12 Space


Reinhören in's Album kann man hier

Das Video zu Born Free gibt's über Vimeo:

3 Kommentare:

  1. :D:D akkustische epilepsie! du schreibst echt muckefukking gut!:D
    ich bin absoluter m.i.a. fan und bin von dem ständigen medien-gequatsche auch echt genervt. ihre musik ist politisch und muss radikal sein, um wachzuschütteln! und ja, ihr neues album ist echt crazy.:D

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  2. Haha ja voll!
    Beim ersten Hören war ich ja schon etwas geschockt.
    Aber danach wird's echt gut :)

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  3. video ist schwer zu ertragen, aber absolut notwendig. So sehen die Schrecken des Krieges aus. Die Welt ist nicht heil, kritische Gesangs-Stimmen sind in der rosaroten Brillen- und Glamourwelt wichtiger den je.

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